Morgen findet die Stichwahl zur Landratswahl statt. Ich meine, es lohnt sich, hinzugehen.
Sicher, ein Landrat ist mehr Verwalter als Politiker. Sicher, unsere Demokratie weist viele Schwächen auf. Sicher, die Politiker erfüllen Ihre Bringepflicht in Sachen Demokratie inzwischen sehr, sehr unzureichend. Welcher verantwortliche Politiker hätte z.B. je von sich aus versucht, uns zu erklären, warum es sinnvoll sein soll, tausende Bäume um uns herum zu opfern, weil nur so das Klima zu retten wäre? Und das ist ja nur das bei uns vor Ort krasseste Beispiel von Bürgerverachtung durch die Regierung.
Aber mit welchem Recht wollte man mehr einfordern, wenn man die bescheidenen Einflussmöglichkeiten, die da sind, nicht nutzt? Demokratie darf nicht als Einbahnstraße von oben nach unten verstanden werden. Auch nicht, wenn die oben Einwände von unten immer aufs Neue mit Phrasen einfach beiseite schieben: Z.B. Energiepolitik sowohl vor als auch nach Fukushima, Kreisgebietsreform, Bahntaktung, letztlich auch die Asylpolitik. (Auch wenn ich selbst die ursprüngliche Politik von Angela Merkel in letzter Frage für die einzig mögliche halte, hätte sie auch sagen müssen, wie wir das schaffen. Und mehr dafür tun. Gerade in dieser Frage waren es die oft gescholtenen Landräte, die sich den Bürgern stellten. Und die das Nötige organisierten.)
Demokratie braucht den Citoyen. (Entschuldigung für das Fremdwort, aber es gibt m.E. keine gute deutsche Entsprechung.) Deshalb gehe ich zu jeder Wahl, auch wenn ich zu oft das Gefühl habe, eigentlich gar keine Wahl zu haben. Deshalb gehe ich auch morgen wählen.
Hinzu kommt für mich persönlich noch eine Besonderheit dieser Wahl: Da sich beide verbliebenen Kandidaten mehr oder weniger deutlich gegen Windräder im Wald ausgesprochen haben, kann ich bei meiner Wahl endlich mal wieder andere Gesichtspunkte berücksichtigen.