Quantcast
Viewing all articles
Browse latest Browse all 2085

“Wochenende der Vielfalt” in Borkwalde

Gestern in Borkwalde und heute in Borkheide findet das Wochenende der Vielfalt statt.

Pünktlich zu 17:oo Uhr finden sich gestern ca. 30 Gäste im Jugendraum Borkwalde ein, darunter auch zwei Gemeindevertreterinnen, Renate Bressel (NOT-Gemeinschaft) und Renate Krüger (Linke Offene Liste). Später kommt noch Bürgermeister Marco Wilde (WiB). Das Amt ist durch die Jugendkoordinatorin Wenke Hanack vertreten.

Nach der Begrüßung durch den für beide Waldgemeinden zuständigen Streetworker Stephan Güthof von JOB e.V. lädt Jean-Marce Banoho vom Belziger Infocafé Der Winkel zu leckerem afrikanischen, genauer kameruner Essen. Es gibt Kochbananen, einen vielfältigen Salat, gewürzten Reis, Bofot – und für die “Kanibalen” afrikanische Hähnchenkeulen. (Bitte meine Zuordnung der Bezeichnungen und Rezepte der Speisen mit Vorsicht betrachten). Die Küche Kameruns gilt zurecht als eine der vielfältigsten und abwechslungsreichsten Küchen Afrikas!

Während wir essen erläutert Stephan Güthof das im vergangenen Jahr durchgeführte Projekt Dem Alltagsrassismus auf der Spur (BB:-) berichtete). Als besonders hilfreich haben sich dabei offenbar die Couch und der angebotene Kaffee erwiesen, die es den Passanten, erleichterten, sich den Fragen und der Kamera zu stellen. Besonders spannend findet Güthoff auch heute noch die überraschten Blicke, wenn die Borkheider und Borkwalder mit den beiden Fragen konfrontiert wurden:

  • „Finden Sie, dass das Wort „schwul” ein Schimpfwort ist?”
  • „Finden Sie, dass das „Neger” ein Schimpfwort ist?”.

Leider lassen es die Lichtverhältnisse nicht zu, das entstandene Video zu zeigen:

Click here to view the embedded video.

Image may be NSFW.
Clik here to view.
Buchlesung mit Matthias Gerschwitz

Buchlesung mit Matthias Gerschwitz

Gestärkt stellen wir uns dem schwierigen Thema AIDS. Matthias Gerschwitz liest aus seinem Buch Endlich mal was Positives. Sein Text ist locker und voller Humor, ohne den Ernst der Sache zu verdrängen. Gerschwitz will sich seinen Humor nicht von ein paar Viren nehmen lassen.

“Im Grunde meines Herzens war ich schon immer positiv, da wollte mein Körper nicht nachstehen”,

ist einer seiner Sprüche. Gerschwitz kann seiner Krankheit, mit der er nun schon über 20 Jahre lebt, sogar gute Seiten abgewinnen. So lebt er heute viel bewußter und macht sich mehr Gedanken über seine Existenz. Auf die leichte Schulter ist AIDS jedoch trotz der medizinischen Fortschritte nicht zu nehmen, worauf Gerschwitz am Ende seiner kleinen Lesung deutlich hinweist. Nicht allen Betroffenen gehe es so wie ihm, vielen geht es gesundheitlich schlechter, vor allem aber bricht oft das soziale Gefüge zusammen, Familie und Freunde wenden sich ab. Gerschwitz Fazit:

Man muß vor AIDS keine Angst haben, aber man sollte der Krankheit mit Respekt begegnen. Immerhin ist AIDS die einzige unheilbare Krankheit, vor der man sich schützen kann.

Nach Matthias Gerschwitz spielt die noch junge Familientrommelgruppe Borkwalde. Ihr Auftritt macht den Ensemblemitgliedern und den Zuhörern sichtbar Spaß. Beim nächsten Borkwalder Sommerfest 2014 sollten sie dabei sein. Dieses Mal gibt es sogar eine Zugabe, ein kurzes Stück auf dem Didgeridoo.

Weiter geht der Borkwalder Teil des “Wochenendes der Vielfalt” in unsere Waldkirche. Dort hat ein guter Bekannter Borkwaldes, Pfarrer i.R. Heinz Meixner von BeDiTo e.V. – Verein zur Förderung des interreligiösen, weltanschaulichen und interkulturellen Dialogs bereits eine Ausstellung aufgebaut. Die Eröffnung und Diskussion fand zwar aus zeitlichen Gründen bereits parallel zur Veranstaltung am Jugendraum statt, das macht die Tafeln, auf denen die verschiedenen Weltreligionen vorgestellt werden, jedoch nicht weniger interessant.

BeDiTo steht übrigens für Begegnung, Dialog und Toleranz. Stehen auf der Südseite der kleinen Kirche die Tafeln zu den Religionen schon dicht nebeneinander, so werden auf den Tafeln an der gegenüberliegenden Seite ihre Gemeinsamkeiten noch deutlicher. Die Tafeln verweisen auf das vom Schweizer Theologen Hans Küng inspirierte Weltethos. Im Mittelpunkt steht die Goldene Regel, die in der einen oder anderen Form alle Religionen und Weltanschauungen kennen. In den einzelnen Religionen wird sie laut Wikipedia so formuliert:

  • Hinduismus: Man sollte sich gegenüber anderen nicht in einer Weise benehmen, die für einen selbst unangenehm ist; das ist das Wesen der Moral.Mahabharata 13,113,8sa
  • Buddhismus: Ein Zustand, der nicht angenehm oder erfreulich für mich ist, soll es auch nicht für ihn sein; und ein Zustand, der nicht angenehm oder erfreulich für mich ist, wie kann ich ihn einem anderen zumuten?Samyutta-Nikaya (Reden Buddhas) V, 353.35-354.2
  • Judentum: Tue nicht anderen, was Du nicht willst, das sie Dir tun.Rabbi Hillel, Sabbat 3a
  • Christentum: Alles was Ihr wollt, dass Euch die Menschen tun, das tut auch Ihr Ihnen ebenso. – Neues Testament, Matthäus 7,12; Lukas 6,31 bzw. Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst., Levitikus 19,18 AT, Lukas 10,27, Matthäus 19,19, Matthäus 22, 39, Römer 13,9, Galater 5,14.
  • Islam: Keiner von Euch ist ein Gläubiger, solange er nicht seinem Bruder wünscht, was er sich selber wünscht.An-Nawawi, Kitab Al-Arba’in (Vierzig Hadithe), 13. 256. Koranvers Kein Zwang in der Religion: „In der Religion gibt es keinen Zwang.“

Abschließend zu diesem Borkwalder Tag der Vielfalt und Toleranz wird der französisch-libanesische Film Wer weiß, wohin? der Regisseurin Nadine Labaki gezeigt. Die Kirchengemeinde hat einige Leckereien und Getränke bereitgestellt. Zuvor jedoch würdigt Pfarrer Clemens Bloedhorn das gemeinsame Engagement von Christen und Atheisten in unserem Ort. Insbesondere die Mitglieder der Kirchengemeinde und des Kulturvereins wirken oft miteinander, ohne nach Religion oder Weltanschauung zu fragen. Dagegen bereiten ihm die aktuellen Ereignisse in London schlaflose Nächte.

Der Film Wer weiß, wohin? erzeugt ein Wechselbad der Gefühle. Man weiß nicht, soll man nun lachen oder weinen. Die Geschichte hat so viele komische Momente und einen im wahrsten Sinne blutigen Hintergrund. Er entzieht sich jeder Schublade.

Dem Zitat auf Wikipedia kann man nur zustimmen:

„Nadine Labaki, die selbst eine der Hauptrollen übernimmt, setzt auf die Logik und die Kraft der Frauen, sie setzt alles ein, was das Filmrepertoire hergibt, vom mit Songs verzierten Musical über Drama und Tragödie bis hin zur Komödie. Zur Authentizität tragen nicht nur die oft überzeugenden Laiendarsteller, sondern auch die Originalschauplätze bei, an denen Moschee und Kirche wie in der Geschichte nebeneinander stehen“

So liegt es wohl nur an der unaufhörlich hinaufkriechenden Kälte, dass nach dem Film kaum einer noch Lust auf eine Diskussion hat. Der Film und dieser ganze Tag wären es allemal wert.

Image may be NSFW.
Clik here to view.
Wochenende der Vielfalt


Viewing all articles
Browse latest Browse all 2085